Vermeintliche Kontrollsuche

„Die habe ich wahrscheinlich gefehlt.“

Jeder Schütze einmal im Jägerleben.

21:32 Uhr: Die Vierbeiner waren versorgt, Ruhe kehrte ein. Plötzlich klingelte das Handy:
„Ich hab‘ gerade ein Wildschwein beschossen, vermutlich gefehlt aber kannste zur Sicherheit mal nachsehen?“


Es galt keine Zeit zu verlieren und so war Nachsuchenführer Rainer Ilg nur 20 Minuten später im Revier, aus dem der Anruf kam.

Zur Kontrollsuche wurde der Hannoversche Schweißhund Aaron ausgewählt. Am langen Riemen schickte der Nachsuchenführer den Hund zur Suche.

Nach kurzer Zeit verwies der erfahrene Vierbeiner den Anschuss auf der feuchten Wiese. Wie der Schütze schon am Telefon geschildert hatte, fand sich dort weder Schweiß oder weitere Anzeichen auf einen Treffer. Trotzdem senkte der Rüde das Haupt und nahm die Fährte auf. Er steuerte zielgerichtet Richtung Wald.

Bei den Beteiligten kam Verwunderung auf, galt das Stück bisher eigentlich als gefehlt.
Die jahrelange Erfahrung lehrte NSF Rainer Ilg in solchen Fällen stets seinem passionierten Schweißhund zu vertrauen. Daher folgte er dem Spezialisten auf vier Pfoten.

Nach etwa 80 Meter ging es von der Wiese in den Wald, weiter parallel zum Trauf ca. 200 m leicht abwärts. Bei Dunkelheit war trotz der starken Stirnlampe Trittsicherheit und Konzentration gefragt. Der HS blieb kurz mit tiefer Nase stehen. Bei genauem Hinsehen fanden sich im Lichtschein etwas Schweiß und ein paar Spritzer Grün. Ein paar Minuten später verlies Aaron abrupt den Wechsel nach links und zog heftig direkt die Klinge hinunter. Den Schweißriemen fest im Griff und bedacht darauf nicht zu stürzen, kämpfte sich das Gespann durch den Buchenanflug. Der Nachsuchenhund hatte die Sau bereits gewittert, die ungefähr 40 Meter weiter unten verendet in ihrem Wundbett lag.

Suchenheil!

Dieser Fall zeigt, auch Schützen mit jahrelanger Jagdpraxis können sich täuschen. Kein Schweiß am Anschuss spricht noch lange nicht für einen Fehlschuss. Oftmals ist dieser erst viel später auf der Wundfährte zu finden, ohne Vierbeiner mit guter Nase meist gar nicht. Im Sinne des Wildes gilt es daher stets Anschüsse gewissenhaft zu kontrollieren und nachzusuchen – am besten mit einem Profi wie dem anerkannten Nachsuchenführer. Diskretion und trainierte Nachsuchenhunde sind hier Gewissheit.

NSF Rainer Ilg mit HS Aaron an der gesuchten Sau.